Musik

Volksmusik im Toggenburg

Bei Streifzügen durch Winkel und Schlüffe alter Bauernhäuser im Obertoggenburg konnte man allerlei alte Musikinstrumente entdecken: Violinen, Gitarren, Halszithern, Glarnerzithern, Akkordzithern, Flöten, Klarinetten, Oboen, Tafelklaviere, die alle Zeugen eines einst regen musikalischen Lebens sind. Doch die schönen Zeiten, die Pfarrer Franz in seinem Büchlein über Wildhaus so anschaulich schilderte, sind längst vorbei. Aber zwei Instrumente sind jetzt noch im Gebrauch und durch eines der selben hat das Toggenburg eine gewisse Berühmtheit erlangt, es ist neben der Toggenburger Halszither, die Hausorgel.

Albert Edelmann, Halszitherspielerin
Halszitherwerkstatt

… Wohl finden wir Hausorgeln im Berner- und Zürichbiet und Appenzeller Land, aber in keinem Schweizertal waren sie so schön gebaut und in so grosser Zahl im Gebrauch, wie im Obertoggenburg. Ein solches Instrument war schon zur Zeit seiner Entstehung ein kostbares Ding. Umso mehr verdienen unsere Vorfahren unsere Bewunderung, dass sie sich für solchen «Luxus» ihr mühsam verdientes Geld nicht reuen liessen und in der Zeit von 1750 bis 1820 von fünf verschiedenen Orgelbauern viele Dutzend solcher Instrumente bauen liessen.

… Ein anderes altes im Toggenburg noch gespieltes Instrument ist die Halszither. Sie war einst in ganz Europa in Gebrauch. Zum Unterschied von anderen Landschaften ist sie im Toggenburg nie ganz ausgegangen, wenn auch Gitarren, Konzert- und Akkordzithern und Handorgeln sie verdrängten, so gab es immer noch ein paar Männer und Frauen, die sie spielten. Und wenn das Spielen des Instrumentes bei uns wieder mehr gepflegt wird, so musste man bei uns keine Toten erwecken, sondern nur alte Traditionen weiterführen. Der lange Hals mit dem Griffbrett hat dem Instrument den Namen gegeben. Im 18. und 19. Jahrhundert hiess das Instrument überhaupt nur Zither. Die österreichischen Tischzithern sind erst später so verbreitet worden. Die 13 Saiten, je drei für die oberen vier Töne, werden geschlagen mit Daumen und Zeigefingernagel. Sie sind in einem Akkord gestimmt: do, sol, do, mi, sol. Bass und Quint tönen bei jedem Akkord ständig mit, so dass eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Dudelsack besteht. Dies mag der Grund sein, dass diese beiden Instrumente bei den gelernten Musikern, den Stadtzentrierten, nicht als vollwertig galten. Aus der Zunftverordnung der «Herren Musici» der Stadt Naumburg, 1705 ersehe ich, dass es den zukünftigen Musikern bei 20 Talern Busse verboten war, Dudelsack und Halszithern zu spielen.

(Aus: Beilage zum «Toggenburger» Nr. 27, vom Freitag, dem 2. März 1956)